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Wilzenberg

658,3 m ü. NHN

Der Wilzenberg hat schon seit frühen Zeiten die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich gezogen. Die frühesten Spuren menschlicher Aktivität reichen aktuell bis in die Zeit um 200 v. Chr. zurück. Damals entstand dort Verteidigungsanlagen, deren Spuren noch heute deutlich erkennbar sind. Hier wurden im Jahr 1950 Waffen aus vorchristlicher Zeit entdeckt.
In frühmittelalterlicher Zeit entstand auf dem Gipfel eine weitere Burganlage, die vermutlich den Grafen vom Wilzenberg als Wohnstätte gedient hat.  Hier soll die Gräfin Chuniza, die der Sage nach sieben Männer umgebracht hat, ihren Wohnsitz gehabt haben.

Im Mittelalter entstand im Gipfelbereich des Berges eine Wallfahrtsstätte, die von den Benediktinermönchen des im Jahr 1072 gegründeten Klosters Grafschaft betreut wurde. Mittelpunkt ist die der Muttergottes gewidmeten Kapelle, die bereits 1543 erwähnt wurde.  Unweit der Kapelle ließen die Grafschafter Mönche 1626 ein Kreuz errichten. An gleicher Stelle befindet sich noch heute ein großes, weithin sichtbares Kreuz, seit 2015 aus wetterbeständigem Stahl.

Wanderungen zum und rund um den Wilzenberg:

Wilzenberg-Weg

Rundweg um Grafschaft

https://www.sauerland-wanderdoerfer.de/de/sauerland-seelenorte/eine-auflistung-der-42-sauerland-seelenorte/wilzenberg

https://www.schmallenberger-sauerland.de/besonderes/tourendatenbank?tx_npt3alpstein_tour_id=14567450&cHash=b0ba1427fc18cf79a27a51259bb51576

 


Weitere informative Webseiten zum Wilzenberg :

Größter eisenzeitlicher Waffenhort in NRW auf der Wallburg Wilzenberg:  https://www.youtube.com/watch?v=qXUjkfDKN

Sauerland Verzeichnis, Eintrag von Andreas Mettler: www.sauerland-verzeichnis.de/t_124.aspx


Der „Heilige Berg“ des Sauerlandes.

Gemeinsam– allein sein

Kurzbeschreibung:

Der „Heilige Berg“ des Sauerlandes. Wallfahrtort in der Natur, errichtet auf dem Gelände zweier Wallburganlagen aus dem 2. Jh. v. Chr. und dem 9.- 10. Jh. n. Chr.
Schmallenberg-Grafschaft
51.154.765 | 8.329.468
am Hochsauerlandkammweg

Thema: Gemeinsam– allein sein

Land der tausend Berge, ja, aber wo hört der eine Berg auf und fängt der andere an? Meist bietet sich dem Wanderer ja dieses Bild: Vom Kamm läuft die Horizontlinie zur Höhe hinauf und auf der anderen Seite herunter, um gleich wieder zum nächsten Gipfel anzusteigen. Die Kuppen sind wie Perlen aufgereiht an einer Schnur. Nur einer ragt heraus. Ich nähere mich ihm auf einem Wanderweg von Westen. Imposant erscheint er nicht wegen seiner Höhe, 658 Meter, sondern weil er allein steht. Als Kegel mit abgeflachter Spitze baut sich der Wilzenberg vor mir auf. Ohne dass er sich an einen anderen Bergrücken anlehnt. Er steht für sich selbst. Das flößt Respekt ein.

Viele Wege führen um den Berg herum und hinauf. Ich gehe nach Westen und finde dort einen Pfad, der steil nach oben führt. Es kommt mir vor, als klettere ich einen alpinen Steig hoch, schwitzend, mit immer neuen Ausblicken weit ins Land, wenn ich mich umdrehe. Auf einer Terrasse im Hang entdecke ich einen Tümpel, gefüllt von einer sacht plätschernden Quelle. Brauers Deyk wird er genannt. Der Bruder-Teich ermöglichte Einsiedlern, oben auf dem Berg auszuharren, sommers wie winters. Sie gewährten Pilgern Unterkunft und lebten von deren Gaben. Gottesfürchtig sei der letzte Klausner gewesen, das ist schriftlich überliefert, mit gewaltigem Bart. Alleinsein mit dem Höchsten. Bis irgendwann um 1850 hat er auf Bergeshöhe gelebt und gebetet, der Dorfgemeinschaft entsagend, dem Himmel nah.

Weiter, zwischen lichten Buchen hindurch, weiter nach oben. Dann flacht der Pfad fast schlagartig ab, und ich gehe auf zwei Kapellen zu. Uralter Verehrungsplatz: Schon 1543 wurde eine Kapelle auf dem Wilzenberg erwähnt, die jetzige Marienkapelle wurde 1633 errichtet. Was mich jedoch magisch anzieht, ist die Gruppe von drei Holzkreuzen, die ich zwischen den Gebäuden erblicke. Schon immer hat mich diese intensive Szene berührt: Jesus in der Mitte, links und rechts die beiden Räuber, die mit ihm gekreuzigt wurden. In seinem verzweifelten Ausruf, „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ ist der Heiland ganz allein. Und dennoch sieht er auch die Leidensgenossen, findet gute Worte für sie, „ich sage dir, heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Größter Schmerz und paradiesische Erlösung, verschmolzen zu einem einzigen Moment.

So erscheint das Hochkreuz, ein paar Meter weiter und noch höher gelegen, als ein Hoffnungszeichen. 28 Meter ragt es in den Himmel. Fünf Tonnen Stahl, vier Halteseile: Das wird nicht für die Ewigkeit reichen, aber zumindest länger als die Holzkonstruktionen halten, die seit dem 17. Jahrhundert immer wieder hochgezogen und immer wieder morsch fielen. Weithin sichtbar, auch durch die Alleinstellung des Wilzenberges, lockt das Kreuz Wanderer und Pilger gleichermaßen an.

Auf einer Bank vor der Kreuzigungsgruppe sitzend, allein mit meinen Gedanken, andächtig im besten Sinne, fühle ich mich für eine Weile selbst wie ein Einsiedler. „Heiliger Berg“ nennen sie ihn im Sauerland. Im Moment der Stille, mit Abstand zum Alltag, der irgendwo am Fuße des Berges zurückgelassen wurde, kann ich nachvollziehen, warum. Schon in vorchristlicher Zeit, als eine Wallburg den Menschen rings umher Zuflucht gewährte, könnten hier Opfergaben dargebracht worden sein. Das liegt nah. Viele Mythologien und Religionen verehren Berge als Sitz der Götter, vom Kailash in Tibet über den griechischen Olymp bis zum Uluru, dem roten Berg der Aborigines. Vielleicht steckt das, wie man sagt, „noch in uns drin“. Vielleicht ist das der Grund, warum wir Menschen unbedingt jede erreichbare Anhöhe erklimmen wollen: um den höheren Mächten nahe zu kommen.

Allein sein auf dem Wilzenberg ist die eine Möglichkeit, ihn fürs Seelenheil zu nutzen. Gemeinsam mit anderen hoch zu pilgern ist die andere. Hans Robert Schrewe, als Kirchenvorstand eng mit den Kapellen und Kreuzen auf dem Wilzenberg verbunden, nennt beeindruckende Zahlen: Im Jahr 2018 gab es 26 Gottesdienste, 3000 Pilger wurden gezählt, darunter allein 600 Schützen, die sich alle drei Jahre zur Wallfahrt einfinden. Schulkinder verbinden seit jeher mit der Wallfahrt zum Fest „Mariä Heimsuchung“ den Duft von Kaffee (für die Erwachsenen) und den Geschmack von süßen Berlinern (für alle). Nach der Seelennahrung was zum Naschen.

Schrewe ist vielfach fasziniert von dem Berg, seiner reichen Geschichte und seinem Charisma, seiner offensichtlichen Schönheit und davon, wie er Geheimnisse für sich behält. (Hat dort droben eine Edelfrau Chuniza gelebt, die sieben Ehemänner vergiftete, bevor sie schwere Buße tat?)  Deshalb engagiert er sich in der Kirchengemeinde für die Pflege des Wallfahrtsortes. Und die kostet viel Zeit und Geld. „Man kann sagen: Der Wilzenberg ist uns lieb und teuer.“

Was ihn besonders freut, sind die vielen jungen Menschen, die er oben antrifft. „Die mögen die Herausforderung des steilen Anstiegs.“ Am meisten berühre ihn aber, „wenn ich beobachte, wie auch sie, die zuerst noch aufgedreht und laut daher kommen, langsam still werden, wenn sie in sich gehen“.

Offenbar erleben sie etwas, was unser Verstand nicht versteht: dass man gleichzeitig mit anderen zusammen UND ganz mit sich sein kann.

Erzählpaten: Hans Robert Schrewe, Dr. Hans Volmer

 

Wallfahrtsstätte und Wanderziel

Die Wallfahrtsstätte

Der heilige Berg des Sauerlandes

Der 658 m hohe Wilzenberg, auch der heilige Berg des Sauerlandes genannt, mit seiner weit sichtbaren, steil aufragenden Kuppe hat schon in frühen Zeiten die Menschen in seinen Bann gezogen. Bereits in vorchristlicher Zeit (etwa 200 v. Chr.) entstand hier eine Wallburg, die den Menschen in Notzeiten als Zufluchtsstätte diente. Etwa 1000 Jahre später wurde im Ostteil der Anlage eine mittelalterliche Burg errichtet, deren Umfang man heute noch gut an dem bis zu 3 m hohen Wall (sämtliche Wallanlagen sind heute als Bodendenkmal geschützt) erkennen kann. Hier hatte möglicherweise die Edelfrau Chuniza ihren Wohnsitz. Sie soll, wie die Sage berichtet, ihre sieben Ehemänner vergiftet haben. Aus Reue und zur Buße  habe sie dann dem Kölner Erzbischof Anno II den Grund und Boden geschenkt, auf dem im Jahre 1072 die Benediktinerabtei Grafschaft erbaut wurde. Auch der Wilzenberg selbst ging wohl kurz nach der Gründung der Abtei in deren Eigentum über; dies bezeugt ein Eintrag im Totenbuch des Klosters.

Die Wallfahrtskapelle

Wir können annehmen, dass die Mönche des Klosters Grafschaft schon im Mittelalter auf dem Wilzenberg eine Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes errichteten. Diese Kapelle wird erstmals im Jahr 1543 erwähnt. Nach mehrfachen Reparaturen musste sie im Jahr 1632 abgebrochen werden. An ihrer Stelle erbaute der aus Grafschaft stammende Baumeister Tonnies Sporinck (Anton Sporing) 1633 eine neue Kapelle, die heutige Marienkapelle, die noch einmal im Jahr 1773 und zuletzt 1914 umgebaut und erweitert wurde.

Die Innenausstattung der Kapelle stammt überwiegend aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Der Barockaltar mit einer Holzstatue der Himmelskönigin wurde im Jahr 1672 angefertigt. In den zwei Wandnischen zu beiden Seiten des Altares finden wir die Figuren der schmerzensreichen Mutter (links) und des hl. Josef (rechts). Sie wurden im Jahr 1757 hergestellt. Bei den Inschriften in den Umrahmungen der Figuren handelt es sich um so genannte Chronogramme, in deren Text die Jahreszahl der Entstehung verschlüsselt ist; so enthält die Inschrift der Pieta „DoLorosa Mater ChrIstI ConserVa nos (Schmerzensreiche Mutter Christi, bewahre uns), die lateinischen Zahlzeichen M, D, C, L, V und I, die zusammengezählt die Jahreszahl 1757 ergeben.

Die Seitenwände der Kapelle werden von zwei Heiligenfiguren geschmückt, und zwar des hl. Antonius von Padua (rechts) und des hl. Franz Xaver (links). Zwei weitere Holzfiguren sind am Altar angebracht, nämlich St. Johannes der Täufer (links) und St. Magdalena (rechts). Es handelt sich hier um Nachbildungen aus dem Jahr 1986, denn die Originalfiguren aus dem Jahr 1672 wurden 1974 leider gestohlen.

Die Außen- und Innenwände der Wallfahrtskapelle erhielten 2013 bzw. 2014 neue Anstriche. Gleichzeitig wurden der hölzerne Barockaltar aus dem Jahre 1672 und alle Figuren durch eine Fachfirma aufwendig restauriert. Ebenfalls 2014 konnten zwei handgeschmiedete Kerzen-Kronleuchter über dem Mittelgang der Kapelle installiert werden. Sie tragen durch das zusätzliche Kerzenlicht mit  zur besonderen Atmosphäre der Gottesdienste oder Andachten bei.

Der Freialtar

Der Freialtar unterhalb der Kreuzigungsgruppe konnte 1937 errichtet werden, da die Größe der Wallfahrtskapelle für die zunehmende Zahl der Besucher bei Gottesdiensten nicht mehr ausreichte. Umbau und Vergrößerung entsprechend der Liturgiereform erfolgten 1971. Die mit errichtete alte Kanzel (Predigtstuhl), aus Eisen gefertigt, wurde 2010 von Grund auf instandgesetzt und um eine Ablagefläche sowie einer Mikrofonhalterung ergänzt.

Der Kreuzweg

Im Jahr 1773 wurde die Wallfahrtsstätte auf dem Wilzenberg durch einen Kreuzweg erweitert. Er beginnt an der Marienkapelle, verläuft von dort in östlicher Richtung zum Gipfel des Berges und führt von hier auf anderem Wege zurück zu Kapelle. Der Kreuzweg besteht aus 14 Stationen und ist ein Werk des aus Tirol nach Grafschaft eingewanderten Bildhauers Josef Singer.

12 Stationen sind in einheitlicher Bauweise als Stationshäuschen aus einheimischem Naturstein mit Schieferabdeckung ausgeführt. Sie enthielten Bildtafeln mit Darstellungen von Ereignissen auf dem Weg Christi zur Kreuzigung. Die durch Witterungseinflüsse stark angegriffenen Bilder wurden im Jahr 1936 durch witterungsbeständige Tonreliefs ersetzt.

Die Kreuzigungsgruppe an der Kapelle  bildet die 12. Station. Sie bestand ursprünglich aus fünf Figuren: Jesus, die beiden Schächer zur rechten und linken, und unter dem Kreuz stehend, Maria und der Apostel Johannes. Die beiden letztgenannten Figuren wurden 1934 entfernt und befinden sich heute in der Pfarrkirche zu Grafschaft. Die Christus-Figur und die beiden Schächer wurden 1995 unter Denkmalschutz gestellt und zum besseren Schutz vor Witterungseinflüssen in der Wallfahrtskapelle untergebracht (über der Eingangstür). Die heutige Kreuzigungsgruppe fertigte 1996  Bildhauer Heinrich Reckermann aus Berghausen.

Nur wenige Schritte von dort entfernt sehen wir die 14. Kreuzwegstation, die sich durch ihre Größe deutlich von den wesentlich kleineren Stationshäuschen unterscheidet. Sie wird als das heilige Grab bezeichnet. Die Grablegung Christi ist auf einer schrankartigen Holzkonstruktion an der Rückwand der Grabkapelle als Malerei dargestellt. Das aus dem späten 18. Jahrhundert stammende Bild wurde im Jahr 1991 restauriert.

Die Antoniusgrotte

Hinter der Marienkapelle – nach Osten hin - wurde in den Jahren 1937/38 eine Grotte in den Fels geschlagen und eine Sandsteinfigur des heiligen Antonius von Padua aufgestellt. Die Schaffung der Grotte und die Anbringung der Figur sind Zeichen der besonderen Verehrung des Heiligen aus Padua. Vor allem an Wallfahrtstagen brennen viele Kerzen in der Grotte und sind Zeugnis dafür, welches Vertrauen dem heiligen Antonius entgegengebracht wird.

Die Bergkreuze

Neben der Marienkapelle gehört das weithin sichtbare Bergkreuz zu den älteren Zeugnissen der Wallfahrtsstätte auf dem Wilzenberg. Nach Überlieferung ließ der Grafschafter Abt Gabel Schaffen im Jahr 1626 ein Kreuz von 70 Fuß Höhe (ca. 21 m) auf dem Berg aufstellen. Die Wind und Regen besonders stark ausgesetzten Kreuze mussten mehrfach erneuert werden. Auch das im Jahr 1972 anlässlich der 900-Jahr-Feier von Kloster und Dorf Grafschaft in Holzleimbinderkonstruktion von der  Kirchengemeinde errichtete 28 m hohe Bergkreuz wurde mehr und mehr schadhaft, so dass eine Erneuerung anstand. Dies geschah im Jahre 2015 durch die Errichtung eines ebenfalls 28 m hohen Bergkreuzes, diesmal in Stahlkonstruktion. Die feierliche Einweihung fand am Sonntag, dem 16. August 2015 statt (Näheres zur Geschichte der Kreuze auf dem Wilzenberg s. auch Info-Tafel neben dem neuen Hochkreuz).

Weitere Einrichtungen auf und am Wilzenberg

Von den zahlreichen Bildstöcken und Heiligenhäuschen auf dem Wilzenberg seien noch erwähnt: die Muttergotteskapelle mit einer Plastik der schmerzhaften Mutter, erbaut 1773 (gegenüber der Grabkapelle), ein Bildstock aus Sandstein mit der Abbildung der Mutter Gottes mit Jesuskind (ebenfalls bei der Grabkapelle), der 1918/19 als Dank für glückliche Heimkehr aus dem 1. Weltkrieg errichtete Bildstock mit einer Abbildung der Steinigung des hl. Stephanus (100 m westlich der Marienkapelle), der Bildstock der hl. Magdalena am Fußweg unterhalb der Marienkapelle; das Heiligenhäuschen mit einer Abbildung des Blut schwitzenden Heilands (200 m oberhalb des ersten Parkplatzes).

Wallfahrten

Die Wallfahrtssaison beginnt alljährlich am 7. Mai, dem Jahrestag der Errichtung des alten Bergkreuzes im Jahr 1972, mit einem Gottesdienst in oder an der Wallfahrtskapelle. Höhepunkt der Wallfahrt ist die so genannte Heimsuchungswoche mit täglichen Morgen- und Abendmessen. Diese wird eröffnet am Sonntag nach Mariä Heimsuchung (2. Juli) und endet am darauf folgenden Sonntag. Das Wallfahrtsjahr zu Ehren der Mutter Gottes endet am Fest Mariä Himmelfahrt (15. August) oder dem folgenden Sonntag mit einem feierlichen Abschlussgottesdienst. Die Verehrung des hl. Antonius findet ihren Ausdruck in den sog. Antonius-Dienstagen: An den neun Dienstagen nach dem Namensfest des Heiligen am 13. Juni wird  jeweils ein Abendgottesdienst gefeiert.

Alljährlich findet am Fest Christi Himmelfahrt eine Prozession der Kirchengemeinde St. Alexander  Schmallenberg zum Wilzenberg mit Gottesdienst statt.  Am Sonntag nach Pfingsten versammeln sich die Gläubigen der Pfarrgemeinde Grafschaft  zur  Dreifaltigkeitsprozession jetzt auf dem Wilzenberg, ebenfalls mit dortigem Gottesdienst.

Nicht unerwähnt bleiben soll die Kreisschützenwallfahrt, die im Jahr 1963 auf Initiative des damaligen Grafschafter Pfarrers Wilhelm Göddeke zum ersten Mal durchgeführt wurde. An dieser Wallfahrt zum Wilzenberg, die alle drei Jahre stattfindet, nehmen Abordnungen sämtlicher Schützenvereine aus dem Altkreis Meschede teil.

Durch die besondere Lage auf dem Wilzenberg ist vor allem witterungsbedingt dort eine ständige Betreuung und Unterhaltung der kirchlichen Bauten und Einrichtungen erforderlich. Neben dem Kirchenvorstand haben sich viele Helferinnen und Helfer aus Grafschaft diese ehrenamtliche Aufgabe seit je her zu eigen gemacht. Dies gilt auch für die regelmäßig anfallenden Unterhaltungskosten, die fast ausschließlich durch Spenden und Kollekten der Wilzenberg-Besucher von Nah und Fern finanziert werden können. – Vergelt’s Gott.

Der Aussichtsturm

Beim Besuch des Wilzenberges darf natürlich auch ein Gang zum östlich der Wallfahrtsstätte auf dem Kamm des ‚Heiligen Berges‘ stehenden Aussichtsturm -mit herrlichen Rundumblick auf das Schmallenberger Sauerland- nicht fehlen. Erbaut wurde der Turm aus Eisen 1889 durch Privatinitiative. Zum 100-jährigen Jubiläum 1989 konnte der bis dahin ‚unvollendete‘ Turm durch den eigens gegründeten ‚Förderverein Wilzenberg-Turm‘ auf die ursprünglich geplante Höhe von 17 m (mit jetzt 2. Aussichtsplattform) vollendet werden. Das bereits 125-jährige Jubiläum des ‚Eiffelturmes des Sauerlandes‘, wie der Turm auch genannt wird (errichtet im selben Jahr -1889- wie der Eiffelturm in Paris), konnte 2014 groß gefeiert werden. Eigentümerin des unter Denkmalschutz (alter Teil) stehenden Turmes ist heute die Stadt Schmallenberg.

Ein Besuch des Wilzenberges ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Unser Wunsch ist es, dass die Einrichtungen auf dem heiligen Berg des Sauerlandes weiterhin für Pilger und Besucher ein wichtiges christliches Zeichen bleiben, auch für nachfolgende Generationen.

(Quellenangaben:  Friedr. Albert Groeteken – ‚Die Benediktiner-Abtei Grafschaft und die Pfarrei Grafschaft‘ sowie Frenn Wiethoff – ‚Kloster Grafschaft und Wilzenberg‘ und Info-Flyer der Kirchengemeinde zur ‘ Wallfahrtsstätte Wilzenberg‘, 2004)    

Kath. Kirchengemeinde St. Georg Grafschaft, im April 2016



Hochkreuze auf dem Wilzenberg

Geschichtliches                                                                                   

Auf dem Wilzenberg, dem heiligen Berg des Sauerlandes, wurden schon früher einfache Holzkreuze errichtet, die jedoch jeweils nach nur wenigen Jahren auf Grund der extremen Wetterbedingungen auf der Kuppe des Berges zusammenbrachen.

Aus der Vergangenheit ist hierzu überliefert: Mitten im 30-jährigen Krieg wurde im  Jahre 1626 von der ehemaligen Benediktiner-Abtei Kloster Grafschaft unter Abt Gabelus Schaffen auf der Höhe des Berges ein hölzernes Kreuz, 70 Fuß hoch, errichtet, das am zweiten Ostertage (13. April)  aufgestellt wurde (1 Fuß = damals in den Ländern unterschiedliche Längen; z.B. Hessen = 250 mm x 70 Fuß = 17,5 Meter). Ob vor dieser Zeit hier schon Kreuze gestanden haben, ist nicht bekannt.

Im Jahre 1935 wurde auf Privatinitiative ein zweites Kreuz an derselben Stelle errichtet und zwar mit einer sehr alten, großen Fichte  aus den Fürstenberg‘schen Waldungen am Mühlenteich. Das Kreuz wurde jedoch von Stürmen und letztlich durch Kriegseinwirkungen im April 1945 zerstört.

Auch das bereits 1946 wieder auf Privatinitiative aufgebaute dritte Kreuz  fiel nach nur wenigen Jahren den hier oben häufig wechselnden Witterungseinflüssen zum Opfer.

Neues Hochkreuz 1972, erneuert im Jahre 2015

Zur 900-Jahr-Feier von Kloster und Dorf Grafschaft wurde 1972 ein neues,  28 m hohes Kreuz  (Nr. 4) in Holzleimbinder-Konstruktion mit einem Querschnitt von 600 x 520 mm von der Kath. Kirchengemeinde St. Georg Grafschaft errichtet. Die feierliche Einweihung fand am Sonntag, dem 7. Mai 1972, durch HH Erzbischof Lorenz Kardinal Jaeger aus Paderborn statt.

Am 29. Juli 1980 stürzte das Kreuz jedoch völlig überraschend um. Eines der vier Halteseile hatte sich durchgescheuert. Die Holzkonstruktion war aber kaum beschädigt und musste nur um ca. einen halben Meter am Fußende gekürzt werden. Schon am 17. August 1980 konnte die Wiederaufrichtung mit dem Abschluss der Wallfahrtssaison auf dem Wilzenberg gefeiert werden.

Trotz  regelmäßiger Unterhaltungsarbeiten wies das Holzkreuz  aktuell im Jahre 2015 weitere, z.T. erhebliche Schäden auf. Nach eingehender Abwägung dieser Instandsetzungskosten, der Materialwahl und vor allem der zukünftigen Unterhaltung hat der Kirchenvorstand dann die komplette Erneuerung des Hochkreuzes in Stahlkonstruktion (Kreuz Nr. 5) beschlossen. Technische Angaben: Rechteckrohr 500 x 300 mm; Wandstärke 10 mm, feuerverzinkt, anthrazit gestrichen, Höhe wie bisher rd. 28 m, Gewicht ebenfalls rd. 5 to;  Standort, Höhe, Halteseile, Betonanker usw. konnten unverändert bleiben. Die Kosten waren mit rd. 35.000 € veranschlagt.

Im Juli 2015 erfolgten Lieferung und Bearbeitung der Stahlrohre an bzw. durch die beauftragte Fa. Becker, Schmallenberg. Anstrich und Transport wurden in Eigenleistung durchgeführt. Der Abbau des alten und der Aufbau des neuen Kreuzes konnten am Freitag, dem 7. August 2015, mit einem 65-to-Autokran durch Fachleute und ehrenamtliche Helfer erfolgen. Eine handwerkliche Meisterleistung!

Die Segnung fand am Sonntag, dem 16. August 2015,  durch Pfr. Georg Schröder, Schmallenberg und Pastor Ulrich Stipp, Oberkirchen, im Festhochamt zum Abschluss der Wallfahrtssaison und der im 3-Jahres-Rhythmus stattfindenden Wallfahrt des Kreisschützenbundes Meschede statt. Durch die vielen kleinen und großen Spenden sowie Zuschüsse und vielfältige ehrenamtliche Arbeit  ist das Kreuz schon finanziert.

Der Kirchenvorstand dankt allen, die zum Gelingen dieses Werkes durch Arbeit, finanzielle Unterstützung oder Gebet beigetragen haben.  Möge das neue Hochkreuz viele, viele Jahre als wichtiges christliches Zeichen weithin sichtbar bleiben und nachfolgenden Generationen den Weg zur Wallfahrtsstätte weisen.

Grafschaft, im August 2015

Kirchenvorstand der Kath. Kirchengemeinde

St. Georg  Grafschaft

(Quellengaben:  s. Berichte in den Grafschafter Heimatnachrichten HANDIRK, Ausgaben Nr. 9/1992 und Nr. 32/2015)

 

Hochkreuz auf dem Wilzenberg erneuert

-Nach 43 Jahren Holz- durch Stahlkonstruktion ersetzt-

                                                                        - Hans Robert Schrewe für Kirchenvorstand

                                                                                         St. Georg Grafschaft -

a)  Ausgangslage

Zur 900-Jahr-Feier von Kloster und Dorf Grafschaft im Jahre 1972 ließ der damalige Grafschafter Pfarrer Wilhelm Göddeke mit enormem Einsatz der Kirchengemeinde ein 28 m hohes Hochkreuz in Holzleimbinder-Konstruktion auf dem Wilzenberg errichten. Dieses Kreuz musste in den letzten Jahren schon mehrmals repariert werden, so zuletzt 2012. Die bisherigen Unterhaltungskosten betrugen einschließlich Wiederaufrichtung im Jahre 1980 insgesamt rd. 18.000 € zuzüglich regelmäßiger erheblicher Eigenleistungen; Baukosten 1972: rd. 12.500 €. Aktuell zeigten sich wieder z.T. erhebliche Schäden, so hätten lt. Begutachtung eines Statikers u.a. die beiden Querbalken in diesem Jahr komplett erneuert werden müssen, wozu ein ‚Umlegen‘ des Kreuzes notwendig gewesen wäre, da diese Arbeiten am stehenden Kreuz nicht hätten durchgeführt werden können.

Doch zunächst ein kurzer Blick zurück.

b) Geschichtliches

Nachweislich wurden auf dem Wilzenberg, dem heiligen Berg des Sauerlandes, schon früher Kreuze aus einfachen Fichtenstämmen errichtet, die jedoch immer nach nur wenigen Jahren aufgrund der extremen Wetterbedingungen auf der Kuppe des Berges  zusammenbrachen.

Aus der Vergangenheit ist hierzu überliefert: Mitten im 30-jährigen Krieg wurde in den Jahren 1626/27 von der ehemaligen Benediktiner-Abtei Kloster Grafschaft unter Abt Gabelus Schaffen auf dem Wilzenberg eine Klause aufgebaut. Gleichzeitig ließ der Abt auf der Höhe des Berges ein hölzernes Kreuz, 70 Fuß hoch, errichten, das am zweiten Ostertage (13. April) des Jahres 1626 aufgestellt wurde (1 Fuß = damals in den Ländern unterschiedliche Längen; z.B. Hessen = 250 mm x 70 Fuß = 17,5 m); vgl.: Frenn Wiethoff ‚Kloster Grafschaft und Wilzenberg, 1935‘.

Ob bereits vor dieser Zeit hier schon Kreuze gestanden haben, ist heute nicht mehr feststellbar.

Im Jahre 1935 wurde auf Privatinitiative ein zweites Kreuz an derselben Stelle errichtet und zwar mit einer sehr alten Fichte vom Mühlenteich aus den Fürstenberg‘schen Waldungen. Theodor Kevekordes, Schmallenberg, hatte diesen besonderen Baum gekauft und für den Wilzenberg gestiftet (s. ‚Erinnerung Franz Heimes-Sporing‘ im Bericht Günter Beste ‚1972 – Bergkreuz auf dem Wilzenberg errichtet‘ in HANDIRK-Nr. 9/1992, S. 29/30). Das Kreuz wurde jedoch vom Sturm und letztlich durch die Kriegseinwirkungen im April 1945 zerstört.

Auch das bereits 1946 wieder auf Privatinitiative aufgebaute dritte Kreuz, gestiftet von Familie Heimes-Sporing, Grafschaft,  fiel nach nur wenigen Jahren den dort oben häufig wechselnden Witterungsbedingungen zum Opfer.

Mit dem neuen Hochkreuz sollte im Jahre 1972 auch der Versuch unternommen werden, ein dauerhafteres Bauwerk zu schaffen. Das dann zur 900-Jahr-Feier von Kloster und Dorf Grafschaft in Holzleimbinder-Konstruktion errichtete 28 m hohe Kreuz (Nr. 4) hatte am Stamm einen Querschnitt von 600 x 520 mm und an den Querbalken  600 x 200 mm. Am Dienstag, dem 2. Mai  1972, holten Grafschafter Bauern das Kreuz mit Traktoren und Langholzwagen  bei der Fa. Hüttemann in Olsberg ab und transportierten es unter schwierigen Bedingungen zum Wilzenberg. Für diese Längen waren viele Straßen und Kurven einfach nicht gemacht. Die Aufstellung dort erfolgte am Donnerstag, dem 4. Mai. Die feierliche Einsegnung fand am folgenden Sonntag, dem 7. Mai 1972, durch HH Erzbischof Lorenz Kardinal Jaeger aus Paderborn statt.

Standort auf dem Wilzenberg fast erreicht         Verdiente Pause (Wer erkennt die Helfer?)      Das Kreuz ‚hängt am Haken‘

                                                                                                                                                      (Fotos: Kunibert Vogt, 1972)

Was vermieden werden sollte, trat acht Jahre später dann doch ein: Am 29.Juli 1980 stürzte das Kreuz gegen 23.15 Uhr um. Was war geschehen? – Eines der vier Halteseile hatte sich durchgescheuert. Die genaue Untersuchung ergab, dass die Holzkonstruktion kaum beschädigt war und lediglich um ca. einen halben Meter am Fußende gekürzt werden musste. – Glück im Unglück!

Die notwendigen Reparaturen konnten kurzfristig unter Federführung des insgesamt über 30 Jahre für die Wallfahrtsstätte zuständigen Kirchenvorstandsmitgliedes Werner Heimes erfolgen, so dass das Kreuz nach nur drei Wochen wieder aufgerichtet  und bereits am Sonntag, dem 17. August 1980, zum Ende der Wallfahrtssaison auf dem Wilzenberg die Wiederaufrichtung des Kreuzes gefeiert werden konnte (Näheres zur Geschichte s. auch Bericht Günter Beste „1972 – Bergkreuz auf dem Wilzenberg errichtet“ in HANDIRK-Ausgabe Nr. 9/1992, S. 29 ff).

c) Das neue Hochkreuz auf dem Wilzenberg – errichtet 2015 aus Stahl (Kreuz Nr. 5)

Bereits seit längerem hatte sich der Kirchenvorstand eingehend mit der generellen Situation des Hochkreuzes einschließlich Alternativüberlegungen zum Material befasst. Nach eingehender Abwägung der anstehenden Instandsetzungskosten, der Materialwahl und vor allem der zukünftigen Unterhaltung hat der Kirchenvorstand am 12. April 2015 einstimmig die komplette Erneuerung des Hochkreuzes in Stahlkonstruktion beschlossen (Rechteckrohr 500 x 300 mm; Wandstärke 10 mm, feuerverzinkt, anthrazit gestrichen, Gewicht ebenfalls rd. 5 to). Standort, Höhe, Halteseile, Betonanker usw. können bei dieser Ausführung unverändert bleiben.

Der Auftrag für Lieferung und Aufbau der Stahlkonstruktion sowie Abbau des Holzkreuzes wurde an die Fa. Schlosserei Becker GmbH, Schmallenberg, Lake II und für die weiteren Leistungen an Architekt Thomas Kotthoff, Schmallenberg sowie Statiker Josef Biskoping, Bad Fredeburg, vergeben. Sowohl die Abbruch- und Baugenehmigung der Stadt Schmallenberg als auch die Zustimmung des EGV Paderborn wurden kurzfristig erteilt.

Die Gesamtkosten wurden mit rd. 35.000 € ermittelt. Natürlich waren auch bei dieser Maßnahme, wie in Grafschaft üblich, Eigenleistungen z.B. beim Anstrich, Transport usw. zur Minderung der Gesamtkosten vorgesehen und wurden auch umgesetzt. Die Arbeiten konnten also beginnen.

Das neue Kreuz besteht aus vier Teilen, die Gesamtlänge des Kreuzes beträgt wie bisher rd. 28 m; der aufgesetzte Querbalken ist 8,50 m lang. Der rd. 23 m lange Stamm besteht zwei zusammen gesetzten Teilstücken.

Die Stahlrohre wurden am 8. Juli über die Fa. Busch, Meschede, auf das Betriebsgelände der bauausführenden Fa. Becker, Lake II, Schmallenberg, geliefert. Die Vorarbeiten waren am 17. Juli beendet, so dass die vier Einzelteile am Montag, dem 20.Juli, zum Verzinken zur Fa. Coatinc, Kreuztal, transportiert werden konnten. Die Rücklieferung zur Fa. Becker erfolgte am Mittwoch, dem 29. Juli. Mitglieder der Grafschafter  Feuerwehr – die auch regelmäßig das alte Holzkreuz in Eigenleistung angestrichen haben - übernahmen den Anstrich der Einzelteile mit Anthrazit-Farbe.

Wunsch aller Beteiligten war, dass das neue Kreuz noch bis zum Ende der laufenden Wallfahrtsaison aufgestellt und gesegnet werden konnte. Hierfür war eine exakte Terminplanung und -abstimmung nötig, die nicht immer einfach war, da hier viele verschiedene Faktoren berücksichtigt werden mussten. Manche Telefone sind in dieser Zeit stark beansprucht worden. So musste z.B. über längere Zeit trockenes Wetter sein, damit der große Kran überhaupt an seinen vorgesehenen Standort fahren konnte.

Als das abzusehen war, konnte der Transport zum Wilzenberg für Donnerstag, den 6. August 2015, festgelegt werden. Bei schönem, trockenem Wetter fuhren Berthold Schütte und Josef Voß-Hennecken die Einzelteile mit einem Traktor (auf dem Berg mit zwei Traktoren) und langem Ballenwagen von der Lake aus über die ab normale Fahrstraße ohne größere Verkehrsbehinderung problemlos zum Wilzenberg.

Dann kam der Tag der Aufstellung, Freitag, 7. August 2015: Ein 65-to-Autokran der Fa. Blüggel, Eslohe-Bremke, musste in unmittelbarer Nähe des Kreuz-Standortes platziert werden. Das Wetter war frühmorgens erst bedeckt und etwas kühler, aber trocken; ab ca. 11.00 Uhr dann herrlicher Sonnenschein. Um 8.30 Uhr stand der Kran fest und eine spannende Aktion konnte beginnen. Baumkletterer Thomas Molitor, Heiminghausen, erklomm mit Steigeisen und Hilfe des Kranes das alte Kreuz und befestigte die Kette unterhalb des Querbalkens. Danach ließ er sich am eigenen Halteseil wieder ab. Bereits um 08.40 Uhr lag das alte Kreuz, sicher vom Kranführer herabgelassen und per Seilwinde zeitgleich in Richtung Freialtar gezogen, wie geplant auf dem Weg vor dem Standort. Alles klappte dank der professionellen Arbeit des Kranführers, des Baumkletterers, der Becker-Mitarbeiter und dem Team um KV-Mitglied Berthold Schütte (Josef Voß-Hennecken, Antonius Höwer, Stefan Schmidt, Bernd Didam, Martin Heimes und Gerhard Rickert) bestens.  - Für rd. 4 Stunden war der Wilzenberg jetzt ‚kreuzlos‘ – ein 35 Jahre nicht mehr gewohnter Anblick.-

Die vier Einzelteile des neuen Stahlkreuzes wurden per Kran passend auf das alte Kreuz gelegt und dort zusammen gesetzt.  Die Zuschauer und Pressevertreter verfolgten gespannt die einzelnen Arbeitsschritte. Um 12.35 Uhr verkündete das Läuten der Glocke in der Wilzenbergkapelle, dass das neue Kreuz stand. Auch die Verankerung/Sicherung mit den vier neuen Halteseilen klappte wie vorgesehen und berechnet. Insgesamt eine lobenswerte handwerkliche Meisterleistung!

Am Nachmittag gab es jedoch noch eine Verzögerung. Das Ausfahren der Hubbühne zum Lösen der Haltegurte des Krans an den Querbalken funktionierte nicht. Nach mehreren Versuchen und ca. 2 Stunden vergeblichen Bemühens musste eine andere Lösung her. Thomas Molitor stand aus terminlichen Gründen nicht zur Verfügung, aber Clemens Krämer, Schmallenberg, war als ein weiterer Baumkletterer bereit, diese Arbeit zu übernehmen. Dank seines schnellen Einsatzes konnten die Gurte in schwindelnder Höhe gelöst werden. Unter dem Beifall der Anwesenden kam auch er heil wieder auf dem Boden an.

Der Autokran konnte gegen 16.15 Uhr den Wilzenberg wieder verlassen. In gemütlicher Runde wurde anschließend von den Beteiligten vor Ort ein kleines Richtfest gefeiert. Für die Beköstigung  war den gesamten Tag über von Gisela Vollmert und Mechthild Schrewe bestens gesorgt. Die Presse (Westfalenpost, SauerlandKurier, WOLL-Magazin und Radio Sauerland) war vor Ort bzw. ließ sich telefonisch informieren. Berufsfotograf Klaus-Peter Kappest war von früh morgens bis abends mit seinen Kameras dabei. Ebenso hielt Meinolf Saßmannshausen den Tag mit der Kamera für die Kirchengemeinde fest. – Ein aufregender, spannender Tag ging zu Ende und alle waren erleichtert, dass es bis auf die zeitliche Verzögerung keine Zwischenfälle gegeben hatte.

Die Segnung des neuen Hochkreuzes konnte somit noch wie erhofft  bis zum Ende der diesjährigen Wallfahrtssaison auf dem Wilzenberg erfolgen. Sie fand am Sonntag, dem 16. August 2015, im Festhochamt ab 10.00 Uhr feierlich durch Pfr. Georg Schröder, Schmallenberg und Pastor Ulrich Stipp, Oberkirchen, statt. Zuvor hatte der geschäftsführende KV-Vorsitzende Hans Robert Schrewe die Anwesenden im Namen der Kirchengemeinde begrüßt und die Überlegungen und Arbeiten bis zur Neuerrichtung des Hochkreuzes kurz geschildert sowie die zunehmende Bedeutung der Wallfahrtsstätte herausgestellt. Die Feier fiel mit dem  Abschluss der Wallfahrtssaison und der im 3-Jahres-Rhythmus stattfindenden traditionellen Wallfahrt des Kreisschützenbundes Meschede zusammen. Leider setzte an diesem Tage ab ca. 08.00 Uhr z.T. starker Dauerregen ein, der jedoch die rd. 500 Schützen und weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht vom Besuch der Hl. Messe und dem anschließenden – nassen - gemütlichen Beisammensein abhalten konnte. Das Blasorchester Nordenau/Oberkirchen begleitete die Prozession ab dem 1. Parkplatz und spielte die Hl. Messe, die am Freialtar,  mit einem Zelt überdacht,  stattfand, aus der Wallfahrtskapelle heraus.

Auch ein WDR-Fernsehreporter war anwesend und hielt mit seiner Kamera in Bild und Ton das Geschehen mit Interviews usw. fest. Der ca. 3-Minuten-Fernsehbericht wurde am folgenden Montag, 17.8.2015, in der WDR-Lokalzeit ab 19.30 Uhr aus Siegen gesendet.

Neben dem üblichen Getränke- und Bratwurstangebot durch die heimische Schützenbruderschaft hatte der Gesangverein „Cäcilia“ Grafschaft wie an den beiden Sonntagen der Heimsuchungswoche zusätzlich Kaffee, belegte Brötchen und Handschnittchen angeboten – eine willkommene und gern in Anspruch genommene  Abwechslung. So ging auch dieser Tag, zwar wettermäßig anders erhofft,  zufriedenstellend zu Ende.

Die Verwendung des alten Kreuzstammes konnte ebenfalls in diesen Tagen mit geregelt werden: Auf Nachfrage/Anregung  wurden hieraus noch brauchbare 1- oder 2- Meter-Stücke abgeschnitten und als Sitzmöglichkeit abgegeben – sicher besondere Erinnerungsstücke.

Durch die vielen kleinen und großen Spenden sowie Zuschüsse ist das Kreuz schon jetzt finanziert und bezahlt. Der Kirchenvorstand der Katholischen Kirchengemeinde St. Georg Grafschaft dankt auch auf diesem Wege allen, die zum Gelingen dieses Werkes durch Arbeit, finanzielle Unterstützung oder Gebet beigetragen haben.

Möge das neue Hochkreuz viele, viele Jahre als wichtiges christliches Zeichen weithin sichtbar bleiben und nachfolgenden Generationen den Weg zur Wallfahrtsstätte weisen.

Mit dem letzten Satz der Urkunde, die in das Fußende des neuen Kreuzes eingeschlossen wurde, endet dieser Bericht:

               „Gott, der Herr möge dieses Kreuz segnen und schützen“.


Quellennachweis: HANDIRK – Heimatnachrichten für Grafschaft, Latrop, Schanze -  Ausgabe 2015, S. 3 -13


Der letzte Klausner (Einsiedler) auf dem Wilzenberg

 

3.  Der letzte Klausner (Einsiedler) auf dem Wilzenberg

Nachweislich ist belegt, dass schon vor dem Jahr 1500 auf dem Wilzenberg eine Kapelle gestanden hat. Die Grafschafter Klosterrechnungen erwähnen nämlich seit 1508 einen „Bruder auf dem Wilzenberg“, der als Einsiedler in der Nähe der heutigen Kapelle in einer Klause wohnte. Dieser hatte zur Aufgabe, im Dienst des ihm anvertrauten Heiligtums ein gottgefälliges, beschauliches Leben zu führen und den Pilgern auch Unterkunft zu gewähren.

Im Jahre 1627 erbaute Abt Gabelus Schaffen bei der Kapelle eine Eremitage (Einsiedelei), in der am 17. August 1631 Adolph von Schmallenberg als Klausner eingekleidet worden sein soll. Er hatte auch die Aufgabe, die Anlage zu bewachen und zu unterhalten. Nach diesem Bruder Klausner soll der „Brauers Deyk“ (Bruderteich) am Westhang des Wilzenberges seinen Namen erhalten haben. Dieser kleine Teich wird noch heute von einer Quelle ständig gespeist. Nach Überlieferung soll diese Quelle auf „Geheiß“ des Kölner Kurfürsten und Erzbischofs Ernst von Bayern (1583 - 1612) entsprungen sein, als er auf dem Wilzenberg weilte und seinen Durst stillen wollte. Die SGV-Abteilung Grafschaft zeichnet seit vielen Jahren für die Unterhaltung des „Brauers Deyk“ verantwortlich; im Jahre 1968 wurden Teich  und Quelle von ihr neu gestaltet bzw. gefasst.

Um 1870, also vor rd. 150 Jahren, hat nach mündlicher Überlieferung der letzte Einsiedler auf dem Wilzenberg gelebt. Sein Name war Georg Daniel Müller (Huisekes Gürn) aus Grafschaft. Er wohnte in der Klause an der Nordseite unterhalb der Kapelle und hatte auf dem Gewölbe der Kapelle seine Schlafstätte. Georg Müller (* 31.08.1819 in Grafschaft) war Junggeselle und hatte den Beruf des Leinewebers erlernt. Er starb am 21.01.1874 im Alter von 54 Jahren. Georg Müller war ein überaus frommer Mensch. Sehr zum Gespött der Leute hat er sich lange Haare und den Bart wachsen lassen. Nachdem er als Einsiedler auf den Wilzenberg gegangen ist, hat er nie mehr den Bach ‚Grafschaft‘ überquert. Das Mittagsessen hat seine Schwester Elisabeth Frisse geb. Müller für ihn mitgekocht, es wurde dann von der Tochter Katharina bis an den Bach ‚Grafschaft‘ gebracht und ihrem Onkel übergeben. Seine Gebetbücher aus den Jahren 1845 und 1854 sind heute im Besitz von Josef Knape, der sie von seiner Mutter Josefa (geb. Gamm, adoptierte Frisse) geerbt hat.

Dieser letzte Klausner auf dem Wilzenberg, Georg Müller, war der Onkel von Huisekes Tante (Katharina Frisse), die einigen Älteren wahrscheinlich noch bekannt ist. Sie war die Adoptivmutter von Josefa Knape, die im sogenannten ‚Huiseken‘ (kleines Wohnhaus, hinter dem ehemaligen Wirtschaftsgebäude Friedrich Sellmann gelegen, beim Ausbau der Ortsdurchfahrt Grafschaft 1970/71 abgerissen) ihre Jugendjahre verbrachte und daher vieles über den Klausner erfuhr. Auch die folgende Geschichte wurde von ihr weitergegeben:

Viele Menschen pilgerten auch zur Zeit des Klausners Georg Müller zum Wilzenberg, um ihre Nöte und Anliegen dem Herrgott vorzutragen und ihn um Erhörung zu bitten. Eines Tages kam die Frau vom ‚Floigen Kaspar‘ (Kaspar Hamm - Flugpionier) aus Schmallenberg -Erbauer der Wegekapelle ‚Blutschwitzender Heiland‘ am Westhang/Fuße des Wilzenberges- in die Kapelle auf dem Wilzenberg. Sie wollte die Hilfe des Herrgotts in einem besonderen Anliegen erflehen. Sie kniete vor dem Kreuz und betete so laut sie konnte, damit sie vom Herrgott gehört wurde: „Hiärgoatt, ick birre diek, giev dät uese Jasepken Geistlicher werd!“ Klausner Georg Müller, der sich in seinem Schlafgemach auf dem Gewölbe der Kapelle befand, hörte das Gebet der Frau und rief laut nach unten: „Döu alle Schmantfurt vam ne Weibesmenske!“ Die Frau, tief erschrocken über die ‚Stimme Gottes‘, soll so schnell sie konnte nach Schmallenberg zurückgelaufen sein.

Ob diese ‚Einsiedelei‘ nach dem Tode von Georg Müller abgebrochen wurde oder verfiel, kann heute leider nicht mehr nachvollzogen werden. - Ein weiteres Kapitel der Geschichte vom/über den Wilzenberg, den Heiligen Berg des Sauerlandes, ging somit zu Ende.

Quellenangaben:  - Bericht Paul Dieter Kloidt „Der letzte Klausner auf dem Wilzenberg“ in HANDIRK Nr. 12/1995, S. 77 

                              - Angaben Josef Knape, Grafschaft, 2019